Marvel 1602

Superhelden zur Zeit von Queen Elisabeth I

Man schreibt das Jahr 1602 des Herrn: Seltsame Wetterphänomene suchen die Welt heim. Alles deutet auf eine unmittelbar bevorstehende Apokalypse hin. Doch nur eine kleine Anzahl von Auserwählten vermag die Zeichen richtig zu deuten und sich der Gefahr zu stellen. Und ausgerechnet diese Gruppe wird als Hexenbrut verfemt und von der Inquisition mit allen Mitteln bekämpft. 

 

Mit «Marvel 1602» (Panini, zirka 33 Franken) ist Vorzeige-Autor Neil Gaiman («Sandman», «Coraline», «Black Orchid») ein ausserordentlicher Wurf geglückt. Im zum ersten Mal 2003/2004 publizierten und seit einigen Jahren auf Deutsch nicht mehr regulär erhältlichen Werk gelingt das Ansinnen fabelhaft, ein Paralleluniversum (wohlgemerkt: in einem realhistorischen Setting) konsequent zu Ende zu denken und das Ganze auf ausgesprochen originelle und intelligente Art aufzubereiten. Um die Komplexität voll geniessen zu können, ist es als Leser natürlich von Vorteil, wenn man sich mit dem regulären Marvel-Kosmos bereits gut auskennt. Auf dieser Basis wird es zur anregenden Lektüre-Herausforderung, die Abenteuer der Doppelgänger bekannter Superhelden und -schurken wie etwa Sir Nicholas Fury, Doctor Stephen Strange, Peter Parquagh, Matthew Murdoch oder Graf Otto von Doom mitzuverfolgen. Das grosse Erzähltalent Gaimans und die geniale Komposition des Werks als Ganzes offenbart sich nochmals aufs Neue nach dem zweiten Drittel, wo es zu einer folgenschweren Aufdeckung kommt (die man eigentlich als Marvel-bewanderter Leser doch längst hätte erahnen müssen, es aber doch nicht geschafft hat oder sich aber insgeheim verflucht, weil man das Spoilern im Voraus nicht hat unterlassen können).

 

Kopfzerbrechen mag möglicherweise der eigentümliche grafische Stil bereiten: Zwar wurden die Zeichnungen von Zeichner-Grösse Andy Kubert ausgeführt, diese jedoch direkt auf der Basis seiner Scribbles von Richard Isanove per Computer eingefärbt und mit holzschnittartigen Effekten versehen. Das Ergebnis dürfte manchen straucheln lassen und nagt übers Ganze gesehen leider etwas an der Attraktivität von «1602». So oder so handelt es sich dabei aber wirklich um ein Must-have. (scd)

 

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Ein Zoo im Winter

Der Zauber des Alltäglichen

Japan in den 1960er-Jahren: Unbefriedigt von seiner Arbeit in einem Kyotoer Textilunternehmen, beschliesst Hamaguchi nach Tokyo zu ziehen. Dort fängt der Jüngling als Assistent in einem Manga-Studio an und lernt die harten Arbeitsbedingungen im Comic-Business kennen. Während er für den Sensei Hintergründe ohne Ende tuscht, träumt der Autodidakt, der sich das Zeichnen im Zoo beigebracht hat, von einem eigenen Manga. Doch erst durch seine Liebe zur schwerkranken gleichaltrigen Mariko ist die Inspiration da und der Ansporn gross genug, um sein erstes Projekt auch wirklich seriös anzugehen und zu vollenden.

 

Inspiriert von eigenen Erfahrungen, präsentiert Jiro Taniguchi mit «Ein Zoo im Winter» (Originalpublikation 2008, Carlsen, zirka 30 Franken) einen wunderbar stillen Entwicklungsroman, in dem sich mancher Leser garantiert selber wiederfinden wird. Wiederum gelingt es dem inzwischen 62-Jährigen, aus der alltäglichen Erfahrung heraus ein intensives, emotionales und wahrhaftiges Werk zu schaffen, das Spuren hinterlässt. Als nächste Bände des «europäischsten aller Mangaka» sind bei Carlsen «Der Himmel ist blau, die Erde ist weiss» und bei Schreiber & Leser «Sky Hawk» angekündigt. Eine Filmadaption von «Vertraute Fremde» vom belgischen Regisseur Sam Gabarski («Irina Palm») ist soeben in den deutschen Kinos angelaufen, wann respektive ob er auch in der Schweiz zu sehen sein wird, ist noch offen. (scd)

 

Die bei Carlsen erschienenen Titel »

Taniguchi bei Schreiber & Leser »

Milo Manara Werkausgabe 3 / Horst 1

Der frivolen Abenteuer des Unsichtbaren

Als Honey das Hotelzimmer der so bekannten wie selbstsüchtigen Ballerina Beatrice, ihrer Chefin, betritt, erlebt sie eine Überraschung, bei der sie zunächst nicht weiss, ob sie sich darüber freuen soll oder nicht. Ein Beatrice hoffnungslos verfallener Wissenschaftler hat eine Crème entwickelt, die unsichtbar macht, um auf diese Weise seiner Angebeteten nahe sein zu können. Doch der platonische Vorsatz weicht rasch Lust und Laster, wobei Honey ins Visier des lüsternen Verehrers gerät.

 

Im übers Ganze lesenswerten Vorwort werden die intertextuellen Bezüge zwischen «Der Duft des Unsichtbaren» («Milo Manara Werkausgabe 3, Panini, zirka 42 Franken) und H G Wells' Klassiker «Der Unsichtbare» (1933) herausgestrichen. Diese Fokussierung auf den Inhalt mag ja an sich schon legitim sein, auch das Hinrücken in den Dunstkreis von Kanonliteratur: Doch im Gegensatz zu Werken, in denen die Veranwortung für das Szenario bei anderen lag (Hugo Pratt bei «Ein indianischer Sommer» und Frederico Fellini bei «Die Reise nach Tulum»), wird der Plot auf ein Minimum reduziert, sobald Milo Manara den Part des Zeichners und des Autors übernimmt. (Dass diese These jedoch nicht von allgemeiner Gültigkeit ist, zeigt ein Blick etwa auf «Guiseppe Bergmann».) Beim zuerst 1986 veröffentlichten «Duft des Unsichtbaren» scheint es jedenfalls geradewegs so, als ob das Motiv der Unsichtbarkeit nur dazu dient, den für den lüsternen (Hetero-)Mann beim Betrachten eines sexuellen Akts als nicht relevant bis störend erlebten, fremden männlichen Körper auszuradieren. Zurück bleibt der weibliche Leib, der während beinahe der gesamten Zeit von einem scheinbar dauerharten, unsichtbaren Glied in allen anatomisch möglichen Stellungen penetriert wird. Wen es etwa einen auf diese Weise gespreizten Anus zu sehen dürstet, kommt auf seine Kosten.

 

Ohne dies auf die eine oder andere Seite werten zu wollen: Das ist Pornografie pur, gewiss dargebracht auf künstlerisch höchstem Niveau und ab und an mit psychedelischem Einschlag versehen und insgesamt clever inszeniert. Aber letztlich doch Pornografie. (Selbst der literarisch anmutende Titel stellt sich rasch als hochbanal heraus, ohne an dieser Stelle näher darauf eingehen zu wollen.) Nicht mehr und nicht weniger, Gefühle zwischen Lust, Abscheu und eine gewisse Verdrossenheit aufgrund der unvermeidlichen Redundanz hervorrufend. – Als nächster Band der Reihe ist «Candid Camera» angekündigt. (scd)

 

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Übersicht aller bislang erschienenen Bände »

Manch einer mag einwenden, einen «echten» Manara mit «Horst» zu vergleichen, grenze an Blasphemie. Und damit mögen sie durchaus recht haben. Auf jeden Fall sind thematische Ähnlichkeiten nicht von der Hand zu weisen. Bei «Horst 1: Mittendrin» (Panini, zirka 22 Franken) vom deutschen Duo Geier und Robi handelt es sich um einen Erotik-Funny im Stil von Robert Crumb. Will heissen: Sexbessessener Antiheld in Disney-Grafik. Wenn man nicht zu viel erwartet, kann das durchaus unterhaltsam sein. Band 2 (von 4) dieser Sammelband-Ausgabe ist auf Ende Juli angekündigt. (scd)

 

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Scott Pilgrim 1

(Beinahe) Prall aus dem Leben gegriffen

Scott Pilgrim ist 23 Jahre alt, spielt in einer Rockband und teilt sich mit seinem schwulen Freund eine Wohnung. Dass er eine 17-Jährige datet, stösst nicht bei seinem ganzen Freundeskreis auf Verständnis. Diese Liaison wird ohnehin hinfällig, als ihm das Amazon-Kuriermädchen Ramona Flowers, das dem Jungspund auf ihren Inline-Skates bereits im Traum erschienen ist, seinen Weg kreuzt. Doch bevor das Glück vollkommen ist, muss Scott Ramonas sieben böse Ex-Freunde besiegen.

 

Bei «Scott Pilgrim 1: Das Leben rockt!» (Panini, zirka 22 Franken) des kanadischen Autors Bryan Lee O'Malley handelt es sich um eine eigentümliche Mixtur. Zum einen ist der Protagonist mit seinen Manga-Augen zum Knuddeln und man verfolgt die mit sitcom-ähnlichen Diaolge gespickte, aber durchaus realistisch gehaltene Alltagsgeschichte um die Wirren der Liebe mit Interesse. Gerade zumal die stilisierte und irgendwie sympathisch dahingeknallte Schwarzweiss-Grafik sehr ansprechend und stimmig geraten ist. Zum anderen erhält die Story mit der Ex-Freunde-Wende einen seltsamen Superhero-Einschlag und driftet brutal ins Unglaubwürdige ab. Insgesamt aber eine kurzweilige, sich für Zwischendurch lohnende Lektüre. Auf die Verfilmung des Comics muss man sich hierzulande noch bis Ende November gedulden, den zweiten Band zur Serie gibts bereits Ende Juli zu kaufen. (scd)

 

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Arawn 1: Bran der Verdammte

Vom Fluch der Herkunft

Dass sein Leben unter keinem guten Stern steht, war voraussehbar. Denn gezeugt wurde Arawn, späterer Herrscher der Unterwelt, im Zuge einer brutalen Vergewaltigung der Kriegerin Siamh durch Bran den Verdammten. Dies nach dem Mord an ihrem Gatten. Wie seine drei Halbbrüder muss Arawn sich als Jüngling beinahe unlösbaren Prüfungen stellen. Denn einer, aber nur einer soll die Ehre beschieden sein, neuer Herrscher des Landes zu werden. Und Arawn bringt alle dazu notwendigen Voraussetzungen mit.

 

Diese kurze Inhaltsangabe von «Arawn 1: Bran der Verdammte» (Splitter, zirka 22 Franken) von Ronan Le Breton klingt nicht gerade innovativ, sondern nach schon zigmal gehörtem Einheitsbrei. Dies mag durchaus stimmen. Aber durch die verschachtelte Erzählweise und die brilliant kolorierten Zeichnungen von Sébastien Grenier fühlt man sich als Leser wirklich komplett und authentisch in eine andere Zeit versetzt, in der es rau zu und her ging und Monster und Hexen regierten. Band 2 der Serie ist auf den Juli angekündigt. (scd)

 

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Die Legende von Robin Hood

Was vom Helden übrig blieb

Robin Hood: Ein seniler, alter Sack, der seine hehren Absichten von früher inzwischen mit Füssen tritt. Zusammen mit Little John, der ebenfalls nicht jünger geworden ist, geht der ehemalige «König der Diebe» im Sherwood Forest auf die Jagd nach umherirrenden Touristen – um diese dann am Spiess zu braten und genüsslich zu verzehren. Das kann der Sheriff von Nottingham, eine billige John-Wayne-Kopie, einfach nicht dulden. So schickt der abgehalfterte Revolverheld Lord Greystock (besser bekannt als Tarzan) los, um Robin Hood den Garaus zu machen. Dieser aber verschlampt den Job mit seiner zoophilen Neigung gründlich...

 

Manu Larcenet («Der alltägliche Kampf») ist mit «Die Legende von Robin Hood» (Reprodukt, zirka 22 Franken) ein humoristisches Kleinod geglückt. Bei all den zahlreichen ironischen Verarbeitungen des Stoffs: Eine so derbe Persiflage auf den edlen Ràuber hat die Welt wahrlich noch nie gesehen. Der gute Eindruck rührt gewiss auch daher, dass das Ganze doch nie zur reinen Blödelei wird und stets Substanz hat. Das perfekte Alternativprogramm zu Ridley Scotts «Robin Hood»-Neuverfilmung mit seinem «Gladiator»-Darsteller Russell Crow – jetzt halt einfach in grünen Strumpfhosen. Und bestimmt viiiiiel lustiger. (scd)

Wonderland – Rückkehr ins Wunderland

Klassiker im Softcore-Horror-Gewand

Calie Liddle hat kein einfaches Leben: Zwar ist die Teenagerin bildhübsch und kann auf ihren Freund zählen. Doch ihr bürgerliches Zuhause erweist sich immer mehr als Hort des Schreckens: Calies Mutter Alice ist geistig verwirrt, ihr Vater lebt seine abnormalen sexuellen Neigungen mit Prostituierten aus und ihr Bruder verfügt über eine besorgniserregende morbide Ader. Und da ist ja auch noch dieser merkwürdige weisse Hase, an dem ihrer Mutter so viel liegt. Schon bald kommt Calie einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur.

 

«Wonderland – Rückkehr ins Wunderland» (Panini, zirka 33 Franken) von Raven Gregory ist nichts für Zartbesaitete: Im Gegensatz zum sehr werktreuen «Alice im Wunderland» wird hier der klassische Stoff, dem ja auch bereits ein unheimliches Element innewohnt, komplett verwurstet und als Psycho-Mär ins Hier und Heute transportiert – (fingierte) Blog-Einträge inklusive. Das funktioniert perfekt, wozu auch das zwar konventionelle, dafür aber an sich wirklich gelungen ausgeführte Artwork von Thomas Mason und Daniel Leister und die dynamische Erzählweise beiträgt. Was ein wenig nervt, ist höchstens die XXL-Oberweite der kurvigen Protagonistin, was gerade bei Actionszenen wie schon bei «Jungle Girl» extrem billig wirkt. Wie bei so vielen ähnlichen Unterfangen mutet es zudem komisch an, dass die ursprüngliche «Alice»-Geschichte niemandem in diesem Erzähluniversum bekannt ist. Und zu guter Letzt hätte beim Schluss die Devise wohl «weniger ist mehr» lauten müssen: Da wird draufgesetzt und draufgesetzt – und irgendwann ists einfach zu viel. Wer darüber hinwegzusehen bereit ist, darf sich auf eine schaurig-schön gruslige Adaption des Lewis-Carroll-Originals freuen. (scd)

 

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Love Town

Kleiner böser Mann – was nun?

In einem schönen Land in irgendeinem Comic-Universum erlabt sich ein kleiner dicker Mann mit einer riesenlangen Stielnase am Anblick zweier kopulierenden Bienen. Er kommt in eine Stadt und erblickt dort in einer Bar schon etwas angetrunken die Partnerin seines Begehrens. Doch diese – dieselben fülligen Proportionen zum Trotz – weist den Liebestollen brüsk ab, schliesslich ist sie bereits glücklich mit einem Bären von einem Kerl verliebt. Da gerät unser kleiner Mann in Rage und entwickelt sogar kriminielle Energie, um sein Glück zu forcieren. Beinahe unnötig zu sagen, dass natürlich alles anders kommt, als er sich das in seinen Träumen ausgemalt hat.

 

Dem Malterser Konrad Beck (hier gehts zu seinem Showroom) ist mit «Love Town» (Edition Moderne, zirka 15 Franken) ein herrlich skurriles Debüt gelungen – ganz ohne Worte. Das kleine Bändchen mit der bonbonbunten Comix-Cartoon-Grafik überzeugt auf ganzer Linie, auch ohne Berücksichtigung des Regionalbonus. Zudem ginge es wohl zu definitiv weit – auch wenn sich dieser Ansatz definitiv aufdrängt –, das Ganze als Plädoyer für mehr Toleranz gegenüber Mischehen interpretieren zu wollen. (scd)

 

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Bakuba

Miniaturen vom schwarzen Kontinent

Mit «Bakuba und andere afrikanische Geschichten» (zirka 18 Franken) präsentiert David Boller («Tell») den ersten im Eigenverlag herausgegebenen Comicband seit seiner Rückkehr aus Amerika, wo er vor allem an Superhelden- comic-Produktionen bei Grossverlagen beteiligt war.

 

Das Resultat kann als durchaus gelungen bezeichnet werden. In sechs in schwarzweisser Grafik ausgeführten Kurzgeschichten, die zwischen 1990 und 2009 entstanden sind, entführt uns der St. Galler auf den schwarzen Kontinent. Bei aller erkennbaren, vielleicht manchmal etwas gar europazentrierten Faszination für die fremde Kultur kommt auch Zeit- und Sozialkritik nicht zu kurz. So etwa in der Story «Aids Highway», in der es um den Teufelkreis zwischen Armut, dem Fehlen von Bildung und Perspektiven und Ansteckung geht. Faszinierend ist die stilistische Bandbreite der Beiträge – von abstrakt bis konkret. Ob es die Kommentare des Autors zu jeder Geschichte braucht, muss jeder für sich selber entscheiden.

 

«Bakuba» ist – wie alle von David Bollers Serien – Woche für Woche Seite für Seite im Internet veröffentlicht worden und nach wie vor kostenlos als Gesamtes abrufbar. Als Zeichen der Unterstützung – gerade auch der sich noch in der Entstehung befindende autobiografische Comic «Ewiger Himmel» macht einen vielversprechenden Eindruck – wäre es natürlich wünschenswert, wenn der Titel trotzdem auch vom einen oder anderen Leser (ohne hier zu sehr weibeln zu wollen) im Albumformat gekauft würde. «Tell» ist in Buchform übrigens auf den 15. September anberaumt. (scd)

 

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Jakob

Ein Junge sucht den Weg in den Himmel

Jakob wird eines Morgens von einem fremden Mann davon unterrichtet, dass seine Mutter «auf eine lange Reise» gegangen sei. Nur die Raben wüssten wohin. Also macht sich der Achtjährige auf den Weg…

 

Viel versprechende Ansätze zum Trotz: «Jakob» (Cross Cult, zirka 29 Franken) hinterlässt leider einen ambivalenten Eindruck: Zum einen ist da die sehr ansprechende Grafik mit Aquarell-Kolorierung von Felix Mertikat und das grosszügige Layout im Querformat. Auch die Ansiedlung der Geschichte des Autors Benjamin Schreuder in einem ländlichen Gebiet vor vielleicht hundert oder zweihundert Jahren und das Märchen-Ambiente mit sprechenden Tieren gefällt. Zum anderen – und letztlich zählt das mehr als die Optik – bleibt der Sinn der Story dem Leser jedoch komplett verwehrt. Auch bieten sich nicht wirklich Interpretationsmöglichkeiten an. So bleibt bei aller Sympathie ein schaler Nachgeschmack zurück. (scd)

 

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Der Elefant

Ich habe einen Vater – und bald ist er tot

Claire erfährt, dass sie einen Vater hat. Und dass er im Spital im Koma liegt und bald sterben wird. Das bringt das Leben der Schneiderin und zweifachen Mutter durcheinander.

 

Die in Sion geborene und in Genf lebende Isabelle Pralong macht es selbst für die Bandbreite des Mediums empfängliche Comic-Lesern mit «Der Elefant» (Edition Moderne, zirka 20 Franken) nicht gerade einfach. Logisch deutet bereits der Verlagsname darauf hin, dass es sich um ein eher avantgardistisches Werk handeln könnte. Beim Aufschlagen dürfte der eine oder andere aufgrund des krakeligen Artworks aber doch innerlich zusammenzucken und den Band sofort wieder zurück ins Gestell legen. Wer bereit ist, genauer hinzuschauen, merkt, dass der expressionistische, anatomisch total inkorrekte Stil perfekt mit der sensiblen (und – nicht dass das ein ernsthaftes Kriterium zum Anlesen sein muss – zweifach ausgezeichneten) Geschichte harmoniert. Leider wird «Der Elefant» voraussichtlich nicht ein allzu grosses Publikum beschieden sein – dafür schreckt die Grafik einfach zu sehr ab. (scd)

 

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Thorgal 31: Das Schild des Thor

Und der Auserwählte ist...

Nachdem sich Thorgals Sohn Jolan erfolgreich seinen Weg zum Schloss des mysteriösen Manthor gebahnt hat, geht es erst jetzt richtig los mit den zu bestehenden Prüfungen. Am Ende wird sich zeigen, wer von den Bewerbern wirklich das Zeug dazu hat, um «der Eine» zu sein.

 

Von der Story her direkt an den vorherigen Band anknüpfend, wird in «Thorgal 31: Das Schild des Thor» (Carlsen, zirka 22 Franken) des Duos Yves Sente und Grzegorz Rosinski ein weiteres Kapitel der Abenteuer des jugendlichen Jolan aufgeschlagen. Die Tragödie, die sich unterdessen in Thorgals Dorf abspielt, weist darauf hin, dass im 32. Band wieder der eigentliche Protagonist im Mittelpunkt des Geschehens stehen wird. (scd)

The Goon 5

Monstermässiger Durchhänger

Gigantische, menschenfressende Augäpfel aus einer anderen Dimension, verrückte Wissenschaftler, ein Aufenthalt im Kittchen und der Geist der vergangenen Weihnacht: Dies alles steht im «The Goon»-Band «Über die schrecklichen Konsequenzen von Tugend» (Cross Cult, zirka 35 Franken) auf dem Programm.

 

Was im Vorwort ironisch angedeutet wird – Autor Eric Powell gebe nach all den Auszeichnungen nach –, bewahrheitet sich leider im Folgenden total: Diesem fünften Streich fehlt es irgendwie einfach am nötigen Biss. Nicht dass sich das Szenario der beiden ungleichen Monsterjäger total abgenutzt hätte oder keinen Spass mehr bereiten würde. Aber gerade die seitenmässig gross angelegte Story um Dr. Alloy ist inhaltlich wirklich nicht gerade ein grosser Wurf und die Schraffur-Grafik macht auch nicht gerade glücklich. (scd)

 

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