Comics machen

Logik des Comics im Comic veranschaulicht

Wer wissen will, wie das Medium Comic funktioniert, kommt um das neueste Werk des amerikanischen Comicologen Scott McCloud nicht herum. Komplett in der Form eines Comics gestaltet (!), macht McCloud den Leser in "Comics machen" (Carlsen, zirka 35 Franken) auf anschauliche und kompetente Weise mit der Anatomie der Neunten Kunst bekannt.

 

Es geht dabei weniger ums anatomisch richtige Zeichnen von Figuren - diese Kompetenz wird vorausgesetzt -, sondern vielmehr darum, wie man Geschichten spannend erzählt, glaubhafte Charaktere erschafft oder am effektivsten mit den Möglichkeiten des Seitenlayouts spielt. Nach dem seinerzeit geradezu revolutionären "Comics richtig lesen" und dem darauf folgenden "Comics neu erfinden" ist damit - zusammen mit dem Sekundärwerk Will Eisners - der Comictheorie-Kanon, der unter keinen Umständen im Regal des Comickenners und -künstlers fehlen sollte, endlich auch auf Deutsch komplett. (scd)

 

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Schwerpunkt zu «Comics neu erfinden» »

Andrax 1: Experiment des Grauens

Landung in einer erschreckenden Zukunft

Ganz tief in den Archiven des legendären Rolf-Kauka-Verlags gekramt hat der Cross-Cult-Verlag: Mit "Andrax" von Peter Wiechmann wird einer der ganz grossen Klassiker des Fantasy-Comics aus den 70er-Jahren in fünf Bänden neu aufgelegt (zirka 30 Franken). Es handelt sich dabei um eine Negativutopie irgendwo zwischen "Mad Max" und "Planet der Affen", gespickt mit Mittelalterelementen und einem Schuss Dino-Fantasy: Der Sportler Michael Rush wird 2000 Jahre in die Zukunft katapultiert und muss dort - nun säbelschwingend als herkulesgleicher Held Andrax in Aktion - feststellen, dass die Menschheit in eine barbarische Gesellschaftsform zurückgefallen ist.

 

Mit prägnantem Strich in Szene gesetzt hat das Epos der Spanier Jordi Bernet, der sich auch für die beim selben Verlag erscheinende Comic-Noir-Serie "Torpedo" - ein Eldorado für Fans von Frank Millers "Sin City"-Serie - verantwortlich zeichnet. (scd)

Wilhelm Busch und die Folgen

Max & Moritz revisited

Wilhelm Busch kann als einer der grossen Wegbereiter des (nicht nur) deutschen Comics angesehen werden. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass zu seinem 100. Todestag eine Hommage in Comicform erscheint. Wie bereits beim früheren "Elvis"-Projekt hat der Ehapa-Verlag auch diesmal eine illustre Schar deutscher Comicschaffender für je einen kurzen Beitrag in "Wilhelm Busch und die Folgen" versammelt (Ehapa, zirka 27 Franken).

 

Vom prominenten Ralf König angeführt, der aus "Max und Moritz" eine ironische Schwulenmär fabriziert, eignet sich jeder Autor das Material formal und inhaltlich ganz nach seinem Gusto an. Das Konzept funktioniert gerade auf der grafischen Ebene formidabel und kann quasi als Werkschau der neueren deutschen Comickunst betrachtet werden. Fundiertes Vorwort hin oder her und so honorabel das ganze Vorhaben auch ist: "Wilhelm Busch und die Folgen" wird nichtsdestotrotz eher ein Band bleiben, der nach der Erstlektüre irgendwo verstaubt - ganz im Gegensatz zu Buschs unvergänglichem Werk. (scd)

 

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Civil War 1-7

Sturm im (Marvel-)Wasserglas

Alle paar Jahre wird das Superheldenuniversum der beiden Grossverlage Marvel und DC Comics von künstlich herbeigeführten Erdbeben wieder einmal so richtig kräftig durchgeschüttelt: So etwa am "Tag, an dem Superman starb" (und alsbald wieder auferstand), als Batman von Grund auf neu erfunden wurde (in "Die Rückkehr des Dunklen Ritters") oder als die Wirklichkeit vollends in die Comics einbrach (das 9/11-Heft mit dem schwarzen Einband). Meistens sind die Veränderungen schliesslich halb so wild - schliesslich gibt es ja genügend Paralleluniversen, in denen diese (natürlich) gar nicht stattgefunden haben. Heuer ist es wieder einmal so weit - mit "Civil War" von Mark Millar und Steve McNiven, dem "Comicereignis des Jahres", wie vollmundig angekündigt wird (Panini, je zirka 8 Franken). Die ganze "Bürgerkrieg"-Erscheinungsflut, in der "Teams, Freundschaften und Familien auseinander brechen", ist inzwischen kaum mehr überblickbar und wächst stetig weiter.

 

Am essenziellsten ist aber nach wie vor die (mit einem "Prolog") insgesamt acht Hefte fassende Grundstory "Frontline", die nun nach häppchenweisem Erscheinen endlich abgeschlossen vorliegt. Die Grundkonstellation ist simpel, die Umsetzung durchaus spannend: Nach einem Superheldeneinsatz, der zahlreiche zivile Opfer gefordert hat, müssen die Superhelden von Gesetzes wegen ihre wahren Identitäten offen legen (auch Spiderman!) - Konflikte sind vorprogrammiert. Genauso, wie es in absehbarer Zeit sicher eine Gesamtausgabe mit der ganzen, inzwischen in Heftform nicht vollständig lieferbaren Story geben wird. (scd)

Marvel Zombies

Untote Superhelden machen Radau

Apropos Paralleluniversen: Ein Schlachtfest für besonders Hartgesottene angerichtet hat Robert Kirkman, Autor der Serie "The Walking Dead". Während in dieser durchaus auch leisere Töne angeschlagen werden, geht es in "Marvel Zombies" (Panini, zirka 30 Franken) so richtig deftig zur Sache: Ein Virus aus dem All - woher denn sonst? - hat die Superhelden des Marvel-Universums in fleischhungrige Zombies verwandelt. Innerhalb weniger Stunden haben sie zahllose Leben auf ihrem Planeten ausgelöscht. Doch was geschieht, wenn die menschliche Nahrung zur Neige geht? Eine trashige Spielerei - nicht mehr und nicht weniger. (scd)

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