Superman/Batman: Was wurde ...?

Vom Kommen und Gehen der Superhelden

Alle paar Jahre ist es wieder so weit: Im ewigen Kampf um Auflagezahlen muss der eine oder andere Superheld (respektive einer der unzähligen Paralleluniversum-Doppelgänger) ins Gras beissen – um schon bald neu erstarkt Wiederauferstehung zu feiern. Und sofern die Qualität stimmt, hat man daran eigentlich ja auch gar nichts auszusetzen.

 

Dass dem im vorliegenden Fall so ist, scheint bei der nun neu aufgelegten Story «Was wurde aus dem Mann von morgen?» (Panini, zirka 26 Franken) aus dem Jahr 1986 bereits der Autorname Alan Moore (unter anderem «Watchmen», «V wie Vendetta» und «From Hell») zu suggieren. Doch kann das Talent des britischen Schriftstellers in einem derart stark limitierten Rahmen – einem Zweiteiler in einer laufenden Heftserie mit strikt vorgegebener Seitenzahl – vollumfänglich zur Entfaltung gelangen? Die Antwortet lautet: jein.

 

Gewiss: Die Erzähltechnik überzeugt und die Rahmung (die inzwischen anderweitig verheiratete Louis Lane erinnert sich an die vergangenen Geschehnisse) ist perfekt. Auch die Grafik des langjährigen «Superman»-Zeichners Curt Swan weiss zu gefallen, auch wenn diese nicht mehr zeitgemäss ist. Leider etwas viel Patina angesetzt hat der Plot. Diese Zeitverhaftetheit geht zum einen zurück auf die Schurken, die zum Auftritt gelangen und die damals gerade aktuellen Konflikte widerspiegeln, und zum anderen – und das wiegt beinahe schwerer – auf die klassische Modulierung der Superman-Figur (angesiedelt in der Ära vor dem Bruch mit dem Saubermann-Image im im selben Jahr (!) erschienenen Band «Der Dunkle Ritter kehrt zurück» von Frank Miller).

 

Alles in allem ist «Was wurde aus dem Mann von morgen» natürlich trotzdem Pflichtstoff. Als sehr empfehlenswert eingestuft kann auch die ebenfalls im Sammelband enthaltene, psychedelische Story «Die Grenze des Dschungels», in der Swamp Thing Superman das Leben rettet, ohne dass sich dieser dessen bewusst ist. «Das Geschenk» (aus dem selben Jahr, zusammen mit Dave Gibbons) überzeugt etwas weniger – auch wenn sich auch hier am Einsatz verschiedener Erzählebenen die Grösse Moores zeigt.

Mit dem Ende eines (wenn auch ungleich finstereren) Superhelden befasst sich der zeitgleich erschienene und nach dem selben Konzept gestaltete Band «Batman: Was wurde aus dem Dunklen Ritter?» (ebenfalls zirka 26 Franken). In der erstmals im Frühjahr 2009 publizierten Geschichte entwirft «Sandman»-Autor Neil Gaiman (im Superhelden-Genre: «Marvel 1602» und «Black Orchid») zusammen mit Zeichner Joe Kubert ein faszinierendes Gemälde, in dem es um Schein und Sein, Realität und Mythos, Existenz und Tradierung geht.

 

Durch die unterschiedlichen Erzählungen vom Tod Batmans etwa durch den Butler, Catwoman und andere Antipoden sowie der differierenden zeichnerischen Umsetzung der Charaktere wird zugleich auf einer Metaebene die Vielgestaltigkeit der Figur des Mitternachtsdetektiv sichtbar, hervorgebracht über die Jahrzehnte durch eine Armada an Autoren und Zeichnern. Den zweiten Teil des Bandes machen weitere «Batman»-Geschichten aus der Feder Gaimans aus, wobei vor allem «Pavane» aus dem Jahr 1989 – eine Annäherung an Poison Ivy – im Gedächtnis hängen bleibt.

 

Dave Schläpfer, im Juni 2010

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