The Walking Dead (TV-Serie)

Es leben die Untoten

Sie sehen schrecklich aus, stinken, stöhnen und torkeln bald auch bei uns über die Bildschirme: In der ersten Staffel der neu angelaufenen Fernsehserie «The Walking Dead» werden Zombies erstaunlich frisch zu neuem Leben erweckt.

Als der amerikanische TV-Sender AMC mit einer weltweit inszenierten Zombieinvasion auf ihre neue Fernsehserie aufmerksam machte, hätte niemand vorhergesagt, dass die an Halloween ausgestrahlte Premiere zum erfolgreichsten US-Serienstart des Jahres werden sollte. Spekuliert wurde vor allem, ob man auch ein weibliches Publikum gewinnen werde. Denn die degenerierten Hooligans des Horrors haben weder den Sexappeal eines Wesley Snipes in «Blade» noch umgibt sie eine geheimnisvoll Aura eines Edward Cullen aus «Twilight». Ob die Erwartungen der 5,3 Millionen Zuschauer in Erfüllung gegangen sind und ob es sich lohnt, in die zweite Staffel reinzuschalten, soll in einem ersten Fazit beantwortet werden.

 

Vom Comic ins Fernsehen

Die TV-Serie «The Walking Dead» basiert auf der gleichnamigen Schwarzweiss-Comicreihe von Robert Kirkman (Autor) und Tony Moore/Charlie Adlard (Zeichner), die 2003 erstmals publiziert wurde und bis heute monatlich erscheint (siehe früheren Schwerpunkt zum Serienauftakt »). Bei den Dreharbeiten hielten sich die Produzenten Frank Darabont («The Green Mile») und Gale Anne Hurd («Terminator», «Alien») eng an die gelungene Vorlage. Die ersten Episoden bestätigen Darabonts Aussage an der letzten Comic-Con-Messe in San Diego, dass sie diverse Modifikationen vorgenommen haben, um die Geschichte auch für Comicfans spannend zu halten.

 

Der Zombiefilm der niemals endet

Der Plot der Geschichte ist zwar nicht innovativ, doch nehmen die Erfinder einen Fokuswechsel vor, indem sie da ansetzen, wo die meisten Zombiefilme aufhören. Im Mittelpunkt des Geschehens steht auch nicht das Abschlachten verwesender Monster, sondern die sozialen Spannungen und komplexen (Liebes-)Beziehungen einer kleinen Gruppe von Überlebenden rund um den Kleinstadtpolizisten Rick James. Rick, gespielt von Andrew Lincoln («Love actually»), wacht nach einer Schussverletzung aus dem Koma auf. Er findet sich in einer postapokalyptischen Welt wieder, deren Bewohner von einem aggressiven, tollwutähnlichen Virus in Zombies verwandelt wurden. Er beschliesst seine Frau Lori (Sarah Wayne Callies, «Prison Break») und seinen Sohn Carl zu suchen und trifft auf andere Überlebende, mit denen sie gemeinsam versuchen die Epidemie durchzustehen.

Zombies wie du und ich

Ähnlich wie in «Survival of the Dead», dem neuesten Streich des Zombie-Übervaters George A. Romero, werden die lebenden Leichen nicht als Ausgeburten der Hölle im Dienste böser Mächte dargestellt. Diese Naturalisierung macht es möglich, Zombies als bedrohliche, aber kranke Wesen wahrzunehmen, die Mitleid verdient haben. Während die Untoten in den meisten Zombiefilmen als Kanonenfutter dienen, zeigen die Macher von «The Walking Dead» in der ersten Episode «Gute alte Zeit» einfühlsam, dass es im Einzelfall auch möglich ist, ein verstümmeltes, hungerndes Zombie zu bedauern, bevor es den Gnadenschuss erhält. Auch wenn mit den Zombies genregetreu nicht zimperlich umgegangen wird, betont Kirkman, dass es ihm nicht um eine Splatterorgie geht. Die Qualität einer Zombiegeschichte wird für ihn am gesellschaftskritischen Unterton gemessen und nicht an der Anzahl abgetrennter Gliedmassen oder an den Litern vergossenen Blutes.

 

Nach der ersten Staffel präsentiert sich die mit Super-16mm-Film gedrehte Mischung aus Gesellschaftskritik, Existenzdrama und realistischem Horror vielversprechend frisch. Auch die geschickt inszenierten Innovationen gliedern sich fliessend in die Story ein und bereichern die Geschichte entscheidend. AMC kündigte bereits im November eine zweite Staffel mit dreizehn Episoden für dieses Jahr an. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass die erste Staffel in der Schweiz bisher nur auf dem Pay-TV-Sender FOX via Teleclub oder Cablecom mitverfolgt werden konnte. Während die ersten sechs Episoden seit März 2011 als US-Import auf Englisch (zirka 44 Franken) erhältlich sind, soll die erste Staffel für Europa im Mai auf DVD und Blu-Ray erscheinen.

 

Sam Camenzind, im Mai 2011

 

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